Polen ist das grösste osteuropäische Land, das in die EU im Mai 2004 eingetreten ist. Polen hat eine vergleichbare Fläche wie Italien oder Deutschland Polen hat ungefähr 39 Millionen Einwohner, es gehört zu den einflussreichsten und bemerkenswertesten Ländern in Zentral- und Osteuropa. Polen ist eine stabile Demokratie mit wahrlich faszinierender Geschichte, ausgezeichnetem kulturellen Erbe und einigen schönen, unberührten Naturgebieten.
Die – ungeschriebene – Vorgeschichte Polens umfasst zahlreiche slawische Stämme, Burgen, Siedlungen und Grabstellen. Eine genaue ethnische Zuordnung ist unsicher. Die heutige Unwissenheit über Polens Ursprünge ist Folge der Quellenarmut des 10. Jahrhunderts, das in der historischen Forschung als „dunkles Jahrhundert“ bezeichnet wird.
Die – geschriebene – Geschichte Polens beginnt im Jahr 963, in dem der polnische Herzog Mieszko, lateinisch „Misaca“, durch Widukind von Corvey in einer lateinischen Chronik als fähiger Herrscher erwähnt wird. Mieszkos Annahme des Christentums, durch die Taufe 966, führte zur Christianisierung seines Herrschaftsbereiches und schützte dieses vor der Fremdmissionierung. Aus seinem Herzogtum, zu dem der Stamm der Polanen gehörte, ging das durch Kaiser und Papst anerkannte und gegen Ende der Epoche der Piasten (960–1386) fest etablierte Königreich Polen hervor. Die polnische Kirche entwickelte sich unabhängig von der Reichskirche und stand in direkter Verbindung zur römischen Kurie. Die offizielle Annahme des Christentums ist für den britischen Historiker Norman Davies „das bedeutendste Ereignis der polnischen Geschichte“.
Seit dem Spätmittelalter bis in die Neuzeit bestand durch eine Personalunion eine dynastische Verbindung mit Litauen. Ab 1386 brachte die Union mit dem Großfürstentum Litauen unter dem von dort stammenden Herrschergeschlecht der Jagiellonen (1386–1572) den Aufstieg zu einer europäischen Großmacht, deren Staatsgebiet od morza do morza („von Meer zu Meer“), von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer, reichte.
Ab 1569 wurde die Union Polens mit Litauen in einem gemeinsamen Staat gefestigt. Die von 1572 bis 1795 bestehende Adelsrepublik manifestierte sich als Wahlmonarchie. Im 16. und 17. Jahrhundert entstand dort eine hohe parlamentarische Kultur mit umfangreichen Adelsrechten. Dies führte zu einer starken Identifikation des Adels, des Magnats (Hochadel) und der Szlachta (Landadel), mit dem Land. Die sich verstärkenden strukturellen Missstände, bedingt durch zahlreiche Kriege mit Nachbarstaaten, Bürgerkriege, Aufstände der ukrainischen Kosaken, der Unwille zur Reform bei den Verantwortungsträgern, dazu Egoismen bei mehreren Wahlkönigen und im Adel, führten zur Schwächung des polnischen Staates. Die diplomatische und militärische Einmischung der Nachbarstaaten, des Kaiserreichs Russland, des Königreichs Preußen und der Habsburgermonarchie, bewirkte schließlich den vollständigen Zusammenbruch des Staates durch drei Teilungen in den Jahren 1772, 1793 und 1795.
Dadurch verschwand Polen von 1795 bis 1918 als souveräner Staat von den Landkarten Europas. Kennzeichen der Teilungszeit sind niedergeschlagene Aufstände – in den Jahren 1830, 1848 und 1863 – und sehr unterschiedliche Entwicklungen in den drei Teilungsgebieten. Die polnische Kultur überlebte dennoch diese Zeit trotz fremdstaatlicher Unterdrückung und der eigenen Staatenlosigkeit.
Nach der staatlichen „Wiedergeburt“ als Zweite Republik nach dem Ende des Ersten Weltkrieges (1918) war die polnische Geschichte durch eine mühsame staatliche Reorganisation und mehrere militärische Konflikte mit nahezu allen Nachbarstaaten gekennzeichnet. Im August 1939 vereinbarten Adolf Hitler und Josef Stalin die Aufteilung Polens, die einen Monat später zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion verwirklicht wurde. Mit dem deutschen Septemberfeldzug 1939 begann der Zweite Weltkrieg, in dessen Verlauf etwa sechs Millionen Polen den Tod fanden. Nach Kriegsende fiel die nach Westen verschobene Volksrepublik Polen in den sowjetischen Einflussbereich und blieb dort bis 1989 ein nicht immer bequemer Satellitenstaat. Das Ende des Kalten Krieges machte 1989 den Weg frei für die Dritte Republik, die bald nach ihrer Gründung in die NATO und die Europäische Union aufgenommen wurde.